Pläne für Umzug der TUI-Konzernzentrale nach Hamburg in Gefahr

Der Plan von TUI-Vorstandschef Michael Frenzel war – zumindest aus seiner Sicht – genial: vor wenigen Wochen verkündete er, dass die TUI-Konzernzentrale von Hannover nach Hamburg umziehen solle und in diesem Zusammenhang das Reisegeschäft mit der ertragreichen Schiffahrtstochter Hapag Lloyd zusammgelegt werden sollte. Damit hätte Frenzel sowohl seine eigene, im Aktionärskreis nicht unumstrittene, Person gestärkt und vor allem eine von verschiedenn Aktionärsvertretern geforderte Zerschlagung oder Übernahme des TUI-Konzerns erheblich erschwert, wenn nicht sogar fast unmöglich gemacht. Vor wenigen Tagen segnete nun der TUI-Aufsichtsrat diese Pläne ab, gesichert ist deren Umsetzung deshalb allerdings noch lange nicht. Denn wichtige Aktionärsvertreter haben eindeutig Front dagegen bezogen und könnten diese in einer Hauptversammlung noch kippen.

Frenzel, der vor allem wegen seiner häufig wechselnden Unternehmensstrategie und insbesondere wegen des seit Jahren vor sich hindümpelnden Aktienkurses der TUI in der Kritik steht, konnte sich in der Vergangenheit sämtlicher Angriffe gegen seine Person oder seine Strategie erwehren. Vor allem der Finanzinverstor Guy Wyser-Pratte, der sich mit etwa einem Prozent des Aktienkapitals an der TUI beteiligt hat, stellte sich sehr offen gegen Frenzel und dessen Kurs und forderte mehrfach Frenzels Absetzung als Chef des größten Reisekonzerns Europas. Frenzel konnte jedoch bisher alle Angriffe abwehren, verbündete sich mit anderen Aktionärsvertretern und war sich stets der Unterstützung der Mehrheit des Akteinkapitals sicher. So wurde auch erst vor wenigen Monaten sein Vertrag als Vorstandschef der TUI verlängert.

Aufgrund seiner Pläne, die TUI mit Hapag Lloyd zu verschmelzen und die Konzernzentrale nach Hamburg umziehen zu lassen, bröckelt nun aber langsam die Front seiner bisherigen Unterstützer und im Aktionärskreis regt sich offen der Unmut über die Strategie. Es soll hinter den Kulissen sogar schon zu Gesprächen der Hauptaktionäre untereinander gekommen sein. Insbesondere der norwegische Tankerreeder John Fredriksen (5,1% der Aktien), der russische Stahlunternehmer Alexej Mordaschow (5,0%) und Guy Wyser Pratte (1 %) scheinen sich derzeit mit der Zielsetzung zu verbünden, die Fusionspläne von Frenzel zu stoppen. Hauptkritikpunkt dabei: nach einer Zusammenlegung der beiden Unternehmen ließen sich diese nicht mehr reorganisieren und eine mögliche Zerlegung des Konzerns in einen Touristik- und einen Schiffahrtsteil wären dann fast unmöglich. Gerade die Schifffahrtssparte gilt als sehr interessantes Übernahmepaket. Nach einer Verschmelzung mit der Touristik wäre das Interesse an der Ertragsperle Schifffahrt aber schlagartig geringer, da dann jeder Investor auch die derzeit ungeliebte Touristik mit den Hotels und auch der Beteiligung an der britischen TUI Travel mitkaufen müßte.

Frenzel wird also wieder einmal einige stürmische Wochen erleben. Auch für die ihm ansonsten überaus wohlgesonnenen weiteren Großaktionäre, wie die spanische Hotelkette RIU (5,1 %) oder die marokkanische CDG Group (5,0%) dürfte es Gesprächsbedarf geben. Diese Fraktion ist vor allem an einer Stärkung der Touristik interessiert. Eine Zusammenlegung der Touristik mit der Schifffahrtssparte ließe jedoch befürchten, dass zukünftig wesentlich weniger Mittel für den Ausbau der Touristik zur Verfügung stehen würden. Da ist auf jeden Fall die ganze Überzeugungskraft von Michael Frenzel gefragt. Es bleibt also weiter spannend im „Denver Clan“ TUI.