Eines der bekanntesten Wahrzeichen von Rügen, die Kreideküste, verliert immer mehr Gestein. Zum wiederholten Male hat es in den letzten Tagen massive Kreideabbrüche gegeben. Dieses Mal waren es etwa 1.600 Kubikmeter Kreide und Gestein, die bei Kap Arkona niedergingen, nachdem erst vor zwei Wochen an den Wissower Klinken bei Sassnitz etwa 2.000 Kubikmeter der Steilküste abbrachen. Menschen kamen bei den letzten beiden Abbrüchen nicht zu Schaden, jedoch sollen aus Sicherheitsgründen nun weitere Abschnitte der Küste für Besucher und Spaziergänger gesperrt werden.

Die Kreidefelsen an der Ostküste Rügens ragen zum Teil über 100 Meter hoch. Der bekannteste dieser Felsen ist der „Königsstuhl“ im Nationalpark Jassmund mit einer Höhe von 120 Metern. Sowohl von der Wasser- als auch der Landseite bietet der Felsen eine atemberaubende Ansicht. Nicht minder spektakulär präsentieren sich die Wissower Klinken, die durch den Maler Caspar David Friedrich ins richtige Bild gebracht wurden und dadurch weltweite Berühmtheit erlangten.

Dieses einmalige Naturschauspiel ist aber nun zunehmend zu einer Gefahr für die Menschen geworden und man sollte sich tunlichst hüten, in abgesperrten Bereichen zu eigenen Erkundungstouren an der Kreideküste aufzubrechen. Die Küste scheint unberechenbar, wie die letzten Abbrüche gezeigt haben. Im Jahr 2005 gab es, bedingt durch gefrorenes Niederschlagswasser einen riesigen Abbruch bei den Wissower Klinken, der das Aussehen der Felsküste massiv verändert hat. 50.000 Kubikmeter Gestein rutschten damals in die Ostsee ab. Auch im letzten Jahr gab es mehrere Abbrüche im Sommer und im Dezember. Die Abbrüche sind also nicht alleine jahreszeitenbedingt.

Als Ursache für die Kreideabbrüche werden von den Experten in erster Linie extreme Witterungsbedingungen genannt. Übermäßige Niederschläge und hoher Frost sind Gift für das weiche und poröse Gestein. Vor allem nach Regenphasen wird es sehr gefährlich für die Felsen. Wenn dann die Temperaturen in den Minusbereich gehen und das Wasser in den Steinen zu gefrieren beginnt und sich dabei ausdehnt, kann es seine zerstörerische Kraft voll entfalten.

Aufhalten kann man diesen Prozeß scheinbar nicht. Besuchern kann nur dringend geraten werden, Absperrungen einzuhalten und niemals zu dicht an die Abbruchkanten zu gehen. Bei den derzeit wechselnden Temperaturen ist mit weiteren Abbrüchen zu rechnen