Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Schmidt und Helmut Kohl – mit Ausnahme von Willy Brandt lebten alle deutschen Bundeskanzler zwischen 1964 und 1998 in dem Kanzlerbungalow in Bonn. Jedoch nicht alle Regierungschefs mochten den modernen Flachbau: laut Kiesinger war die Konstruktion des Bauhaus-Architekten Sep Ruf „beengend und unbehaglich“, Brandt empfand den Bau als „nicht familientauglich“ und verzichtete gleich ganz auf einen Umzug, Kohl bezeichnete das Design als „absurd“.

Ob es tatsächlich so unwirtlich um das Zuhause unserer ehemaligen Kanzler bestellt ist, kann nun jeder selbst herausfinden: ab Mai wird der 1000 Quadratmeter große Vorzeigebau im Bonner Regierungsviertel als Außenstelle des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland für Besucher geöffnet.

Nach zweijähriger, umfassender Renovierung findet das geschichts- und politikinteressierte Publikum in den beiden quadratischen, eingeschossigen Atriumhäusern Geschichte zum Anfassen – die einstige offizielle Dienstwohnung mit ihren Glaswänden und bodentiefen Panoramafenstern, die seit dem Regierungsumzug 1999 nicht mehr genutzt wird und seit 2001 unter Denkmalschutz steht, wurde für rund 2,2 Millionen Euro teilweise in den ursprünglichen Zustand unter dem Bauherrn Ludwig Erhard im Jahr 1964 und zum Teil in die Form der letzten Wohn- und Amtssitzphase, der Ära Kohl, zurückversetzt.

Darüber hinaus gibt es auf einer Führung durch den modern und elegant eingerichteten Kanzlerbungalow eine Ausstellung mit unzähligen Fotos und Dokumenten, die die Nutzungsgeschichte des Hauses zeigen, zu sehen, bevor man im weitläufigen Garten die berühmte Plastik des Künstlers Bernhard Heiliger bewundern kann.